Ein „märchenhafte“ Wanderung mit gefleckten Gauklern, dem Mantel des Kaisers und einem Märchenwald

Als Zutaten für eine abwechslungsreiche Wanderung nimmt man: ein munter sprudelndes Bächlein, seltene Orchideen, tolle Ausblicke, eine verwunschene Steilwand, viele Schmetterlinge und bunte Blumen.

Bisher stand der Große Arber nicht auf der Liste meiner bevorzugten Wanderstrecken. *rot werd*. Als „Eingeborene“ bin ich bis 2010 erst zweimal auf dem Großen Arber gewesen. Abgesehen davon, dass auf dem Gipfel viel Jubel und Trubel herrscht, war ich bis vor Kurzem auf keinem wirklich reizvollen Weg unterwegs. Jetzt hab` ich ihn!

Von hier aus bin ich losgezogen: An der B 11 Richtung Bayerisch Eisenstein von Zwiesel kommend, kurz vor der Abzweigung Richtung Seebachschleife gibt es an der B 11 einen Parkplatz. Von da aus habe ich mich querfeldein nach unten zum Regen durchgeschlagen und bin dann flussaufwärts dem Goldsteig gefolgt. An der kleinen Teerstraße führt der Goldsteig nach links über die Brücke nach Seebachschleife. Links am Hotel vorbei der Markierung „Goldsteig“ Richtung Großer Arbersee folgen. Ab dem Ortsende läuft man talaufwärts am Arberseebach entlang. Es ist ein sanft ansteigendes, wunderschönes Tal.

Wunderschön. Der munter rauschende Bach fließt so nah am Weg entlang, dass man erhitzte Füße leicht darin abkühlen oder Schiffchen aus Stöckchen darin schwimmen lassen kann. Dieser Teil des Weges erinnert mich an die Saulochschlucht . Unterwegs gibt es das gefleckte Knabenkraut, die gelbe, gefleckte Gauklerblume (hier ist wohl alles gefleckt?) und viele andere bunt-blumige Schönheiten zu sehen. Und der umherflatternde Kaisermantel ist kein Kleidungsstück, das im Winter mollig warm hält, sondern ein Schmetterling.

Der Kaisermantel

Im Tal des Arberseebachs wächst eine Perle der einheimischen Flora: Das unter Naturschutz stehende gefleckte Knabenkraut. Zum Keimen benötigen seine Samen einen bestimmten Bodenpilz.

Eine Orchidee

Eine Orchidee: Das gefleckte Knabenkraut

In einer Rechtskurve wendet man dem Bach den Rücken zu, an der nächsten T-Kreuzung geht der Goldsteig nach oben in einen kleinen Forstweg über. An einem großen Felsen am Weg genießt man einen schönen Blick auf die dem Arber vorgelagerten Berge und Hügel.  Dann erreicht man den Großen Arbersee.

Der Große Arbersee ist touristisch voll erschlossen, man kann ihn umrunden, einkehren, mit dem Auto bis zum See fahren, Tretboot fahren und einen Märchenwald besuchen. Wer Trubel liebt, ist hier richtig. Man braucht aber wirklich nur wenige Meter auf den Wanderwegen, die vom See wegführen, gehen, und schon ist man fast wieder mutterseelenalleine unterwegs.

Am Großen Arbersee dem Goldsteig weiter Richtung Großer Arber folgen. Leider ist er ab hier das erste Wegstück durch Forstarbeiten ramponiert. Aber wenn man das hinter sich hat, geht es steinig und wurzelig aufwärts. Irgendwann erreicht man Einkehrhütten und Gondelbahn. Wir haben hier eine hervorragend schmeckende Bratensulz mit Bratkartoffeln gegessen. Dann noch mal kurz und knackig bergauf und schon hat man den Gipfel erklommen.

Der Gipfel gleicht einer Plattform mit Felsen. Auf den angelegten Wegen kann man längere Zeit rumlaufen. Man hat einen tollen Blick auf den Kleinen und Großen Arbersee, rundum in`s Land, nach Niederbayern, in die Oberpfalz, in die Tschechische Republik und bei entsprechendem Wetter bis zu den Alpen. Weil der Große Arber mit 1456 Metern der höchste Gipfel des Bayerischen Waldes ist, gibt es den freien Rundum-Blick gratis dazu.

Übrigens handelt es sich bei den beiden auffälligen Kugeln auf dem Plateu nicht um eine Sternwarte, wie schon Leute irrtümlich meinten, sondern um Radarkuppeln.

Dann sucht man sich den Pfad links von einer Felsgruppe, von der es auf dem Europäischen Fernwanderweg Richtung Kleiner Arber (Markierung grünes Dreieck) abwärts geht.

Je nach Jahreszeit gibt es am Weg den rosafarbenen Schlangenknöterich zu sehen. Diesem wurden früher wegen seiner schlangenförmig gewundenen Wurzel Heilkräfte gegen Schlangenbisse nachgesagt.

Nachdem man über Bahnschwellen gestiegen ist (hier fährt kein Zug :-) , sondern die Schwellen wurden als Stufen zweckentfremdet) ist die Markierung undurchsichtig. Dort, wo der Wanderweg einen rechtwinkelingen Knick Richtung Kleiner Arber macht, gerade aus weiter gehen. Man braucht die grüne und / oder rote 1/5. Jetzt geht es aufgrund von größeren Forstarbeiten vor einigen Jahren auf schnurgeradem, schon wieder eingewachsenem Pfad dahin. An der Stelle, an der man eine Mulde verlässt gibt es eine Beschilderung, an der man wählen kann: gerade aus oder nach links unten (Nachtrag: dieses Schild wurde entfernt. Es gibt nur mehr den Geradeausweg). Nach links unten konnte man den Hinweis lesen, dass dieser Weg schwierig zu begehen ist (Begehen auf eigene Gefahr). Trotzdem bin ich der roten 5 nach links unten gefolgt, jetzt ging es nämlich in die wildromantische Seeewand hinein.

In der Seewand

Ein Genuss! Man schlängelt sich durch Manns- und Fraus-hohe Farne, wandelt abwärts auf schmalem Wurzel- und Steinepfad dahin, bestaunt große Felsen und uralte Bäume und hört Vögel zwitschern. Dieser Abschnitt ist sehr urwüchsig und erinnert mich an das Höllbachgespreng (dazu in einem eigenen Beitrag mehr).

Die Flora in der Arber-Seewand

Seltsame Schnabeltiere bevölkern die Seewand

An einer Stelle befindet sich an einem etwa 1 Meter großem Felsblock eine Steighilfe. Ich bin keine Kletterin, habe das trotzdem geschafft. Nachdem dieser Wanderweg wieder einmal aufgelassen ist, gibt es nur mehr die alte Beschilderung. Man kann den Weg jedoch nicht verfehlen. Es gibt nur diesen einen! Wenn man aus der Wand rauskommt trifft man auf eine Forststraße der man leicht links folgt. Nach kurzer Zeit trifft man auf eine Wanderwegkreuzung, nimmt die grüne 9 nach links in Richtung Großer Arbersee und geht dann ab dem Arbersee wieder auf bekanntem Weg zurück. Das ist zwar der gleiche Weg, bietet aber von dieser Richtung begangen einen anderen, interessanten Blick.

Variante: Man kann die Tour zum Arber auch vom Parkplatz Großer Arbersee aus gehen.

Meine Einschätzung: Bis auf wenige Wegstücke abgesehen, ein sehr naturnaher und abwechslungsreicher Wanderweg, auf dem es viel zu sehen und zu hören gibt. Im Bereich der Arberseewand Trittsicherheit erforderlich.

Länge der Strecke /Gehzeit: Ohne See-Umrundung geschätzte 15 km von Seebachschleife aus. Geht man vom Arbersee aus etwa sind es etwa 8 km. Ca. 5 Std. bzw. 3 Std. ohne Pausen.

Tiefster Punkt / Höchster Punkt: 630 m unterhalb des Parkplatzes am Regen und 1456 m am Arbergipfel.

Streckenbeschreibung: In Kurzform: Parkplatz 300 m vor Seebachschleife an der B11 Richtung Bayerisch Eisenstein. Am Regen Richtung „Goldsteig“ bis zum Großen Arber. Europäischer Fernwanderweg grünes Dreieck auf weißem Grund Richtung Kleiner Arber. Rote oder grüne 1 bis Abzweigung nach links alte rote 5. Unmarkiert auf Forststraße. Links grüne 9 zum Großen Arbersee. Goldsteig Richtung Seebachschleife.

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