Die Strecke sollte kurz sein. Wegen der frühlingshaften Temperaturen hatte ich keine Lust auf Schneeschuhwandern. Und weil die Sonne endlich mal wieder zwischen den Wolken hervor lugte, wollte ich oft über freie Flächen gehen. Deshalb fiel die Wahl auf die Roggersinger Runde, die ich bisher nur vom Vorbeifahren kannte.
Ich schlendere durch Grattersdorf. Nach dem letzten Haus verlässt der Wanderweg die Straße. Kurz mal umgedreht und geguckt. Über Wiesen und ein kurzes Stück am Wald entlang führt der Wiesenweg auf eine Kuppe.
Auf der Kuppe habe ich wegen des zusammenbrechenden Föhns nur mehr einen vom Dunst verschleierten Blick auf Watzmann und Co.
Die (grob geschätzt 200 Kilometer entfernten) Alpen sind ja immer nur bei entsprechender Wetterlage zu sehen. Heute verziehen sie sich schon hinter dem Dunst.
Aber deutlich erkennbar sind drei Berge mit den tief eingeschnittenen Tälern trotzdem. Ein sicheres Zeichen dafür, dass es sich um die Alpen und nicht nur um Wolkenberge, die sich am Horizont auftürmen, handelt.
Die mehrere Kilometer entfernte Autobahn begleitet mich nun eine Weile als Hintergrundrauschen. Über eine Wiese geht es wieder bergab. Den kürzlich eisigen Wintereinbruch mit weniger als neun Grad minus haben einige Blumen gut überstanden.
Dann gehe ich wieder in den winterlich entlaubten Wald hinein und sehe Immergrün. Wenige Meter weiter öffnet sich der Blick auf die Roggersinger Kirche.
Der Teich am Waldrand ist noch zugefroren.
Der Weg führt an der Kirche vorbei und durch Roggersing hindurch. Dabei sehe ich an ein altes Bauernhaus. Nun lenkt mich der Weg ein Stück auf der Landstraße dahin. Links hat sich ein Bächlein ein schluchtähnliches Bachbett gegraben.
Rechts wird der Bach von einem Zaun in Zaum gehalten. Bei der nächsten Abzweigung geht es in einem Hohlweg wieder mal bergauf. Weil der Weg vom vielen Regen und getauten Schnee sehr matschig ist, schlendere ich am Feldrand entlang.
Ich drehe mich immer wieder um und komme zu der Erkenntnis, dass man den Weg in die Richtung, in die ich ihn gehe, gehen muss, weil das die schöneren Blickwinkel eröffnet.
Am Waldrand höre ich nochmal einen Bach rauschen. Das nächste Dorf trägt den schönen Namen „Friedenberg“.
Am Wegrand steht ein altes, saniertes Bauernhaus. Über einen Wiesenweg geht es stetig bergauf. Links vor mir sehe ich im Hintergrund Schnee auf dem Dreitannenriegel.
Ich drehe mich noch einmal um und sehe unten im Dunst die Doppeltürme der Niederalteicher Klosterkirche.
In den Tälern wabert der Nebel. Eine Idylle jagt die nächste.
Nachdenken?
Was erwartet den Wanderer wohl auf der Kuppe? Ein Blick auf den Lallinger Winkel.
Der Lallinger Winkel ist hufeisenförmig von Bergen umgeben. Nur zur Sonnenseite hin öffnet er sich. Die Region ist deshalb klimatisch begünstigt. Darum ist hier die Obstschüssel des Bayerischen Waldes zu Hause. Es gibt viele Streuobstwiesen mit noch mehr Äpfeln.
Zum Schluss geht es auf einer Nebenstraße zurück nach Grattersdorf. Dabei muss ich am neuen Friedhof vorbei. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. So anstrengend war die Tour nun wirklich nicht, als dass ich mich gleich begraben lassen müsste.
Fazit: Ein aussichtsreicher und sonniger Spaziergang. Man bewegt sich viel im Freien, wenig im Wald. Bei entsprechendem Wetter sieht man die Alpen. Ansonsten geht es ein wenig auf und ab und an alten Bauernhäusern vorbei. Will man sich eben mal die Füße vertreten und stört einem das Hintergrundrauschen (bei entsprechendem Wind) der weit entfernten A 3 nicht, ist die Runde gut zu gehen.
Anfahrt / Start / Parken: In Grattersdorf. Das liegt an der DEG 9. Hin kommt man so: Von der A 3 zwischen Passau und Deggendorf die Abfahrt Hengersberg nehmen und dann auf der B 533 Richtung Grafenau fahren. Von dieser Straße zweigt nach Auerbach die Straße nach Grattersdorf ab.
Kommt man von der Grafenauer Seite von der B 533 zweigt kurz nach Lalling die Straße nach Grattersdorf ab.
Parken: Grattersdorf liegt an der DEG 9. In Grattersdorf in der Dorfmitte bei der Wandertafel vor der Grundschule gibt es viele Parkmöglichkeiten.
Wegbeschreibung / Markierung:
Die Wandertafel im Rücken, den Blick auf die Straße, wendet man sich auf der Straße nach links. Nach wenigen Metern sind die Markierungen zu sehen. Der Straße weiter folgen und bei den letzten Häusern zweigt der Wanderweg von der Straße weg nach rechts ab. Hier folgt man immer der sehr gut beschilderten „Roggersinger Runde“ mit der runden, roten 57.
Streckenlänge: 5,9 km.
Gehzeit: 2 Stunden
Streckenkarte:
Tiefster Punkt: ca. 360 Meter
Höchster Punkt: ca. 500 Meter
Liebe Sonja,
auch heute war ich in Deinen Fußstapfen unterwegs. Leider hast Du mir auf die email
zur Tour am Regen nicht geantwortet. Ich habe sie dann, wie jetzt auch, als Kommentar eingestellt.
Und es hat mir sehr gut gefallen. 13° sind nicht extrem sommerlich, doch hat es mir, gerade deshalb,getaugt.
Es tut gut, das Auge während des Spaziergangs immer wieder schweifen zu lassen. Fernsicht habe ich sonst ja selten (ich gehöre noch zu den Kurzsichtigen mit Zusatz Alterssichtigkeit, grins).
Ich habe Spitzwegerich, Kamille, Johanniskraut und Scharfgarbe gesammelt; mir ausgemalt, wie schön es sein muss hier zu wohnen.
Manches Mal war mir mulmig, an einem einsam gelegenen Haus vorbei zu laufen; kam mir doch schon so manches Mal ein seiner Pflichten bewußter Hund entgegen .
Doch immer sagte ich mir: das hat Sonja auch geschafft.
Danke, dass es Deine Tourenbeschreibungen gibt. Bin ich doch auch schon seit vielen Jahren immer wieder gern im Woid auf Tour. Du liegst mit Deinen Beschreibungen bei mir in der richtigen Spur. Viel Spaß uns beiden weiterhin!
Liebe Gaby,
ich kann mich nicht erinnern, von Dir eine Email bekommen zu haben. Wer weiß in welchem Netz die hängengeblieben ist?
Es freut mich, dass Dir meine Touren gefallen. Ich vertiefe mich da immer ausgiebig in die Wanderkarte und tüftle am Weg rum. Da bin ich schon im flow, bevor ich überhaupt losgehe.
Ja, ich tüftle auch grad wieder, denn heute ist mir auch nach einem Sprung ins kühle Nass