Auf den Harlachberger Spitz bei Böbrach

Lange nichts mehr von mir gehört. Ich war mehrere Wochen nicht unterwegs. Deshalb hier eine „Gipfel-„Tour, die ich Anfang Juni gegangen bin: Der Harlachberger Spitz.

Interessante Details: Baumharz – schützt vor Eindringlingen

Auf dem Harlachberger Spitz war ich schon ungefähr hundert Jahre nicht mehr. In der Erinnerung war die Wanderung vor hundert Jahren ganz o.k., aber nicht so, dass ich sie jedes Jahr wiederholen wollte. Jetzt dachte ich mir: „Vielleicht hat die Natur den Wald verändert? Und auch die Wegewarte denken sich manchmal neue Wegeführungen aus.“ Deshalb bin ich also wieder einmal auf diesen Berg gestiegen und habe noch eine andere Strecke angehängt. Es hat sich gelohnt: Es gibt schöne Wege, Pfade, Aussichten, Wasser und Wässerchen, winzige Tierchen, man geht durch Wald und über Wiesen und je nach Jahreszeit kann man auch bunte Blumen sehen.

Meine Wanderung führte mich anfangs auf einem schmalen Asphaltsträßchen durch Fichtenwald runter in das Tal des überraschend breiten Rothbachs. Dabei habe ich bemooste Felsen und Beinwell gesehen. Hat es eine tiefere Bedeutung, dass der Beinwell da wächst? Soll man damit rechnen, dass die Wanderung schmerzhaft wird? Soll man sich für alle Fälle einen Vorrat mitnehmen? Beinwell hat man für stumpfe Verletzungen (z. B. Prellungen) in den Beinen verwendet und er wird auch heute noch in Salben dafür benutzt. Da er Giftstoffe enthält, wird er nur äußerlich angewendet. Ich bin zuversichtlich weitergegangen und habe den Beinwell nicht abgezupft. Dann stehe ich vor einer Furt.

Großes Rätselraten.

Weit und breit sehe ich keine Brücke und keine Markierung. Hilft Beinwell auch gegen nasse Füße? Soll ich da barfuß durchwaten? Das ist mir zu kalt. Oder mit Schuhen? Dafür ist das Wasser zu hoch. Als ich so vor mich hingrüble, sehe ich links eine Brücke. Und wo eine Brücke ist, muss auch ein Weg hinführen.

An der Brücke plätschert das Wasser relativ laut, eine Bank und ein schüsselartig ausgewaschener Felsen wie der Hochfall bei Bodenmais halten mich hier auf. Dann gehe ich über die Brücke und die Markierung ist etwas undurchsichtig. Ich finde aber den richtigen Pfad und weiter geht es durch Fichtenwald nach oben. Der Pfad, der langsam zum Steine- und Wurzelpfad wird, führt an einer kleinen Lichtung mit vielen Glockenblumen vorbei.

Im Fichten-Wald gibt es dann die eine oder andere Höhle.

Hohlräume

Die Höhle ist zwar für mich zu klein, um darin ein Nickerchen zu machen, aber das eine oder andere Tierchen wird schon drin wohnen. Da die WegewartInnen mit der Beschriftung noch üben, hat die Natur selber einen Pfeil wachsen lassen, damit man weiß, wo es langgeht.

„Pilzige“ Markierung.

Auf diese Markierung ist Verlass. Später gehe ich über eine Wiesen-Lichtung mit Hahnenfuß, Ehrenpreis, noch nicht gelb blühendem Wachtelweizen und anderen Fundstücken.

Was hier so alles auf Bäumen wächst!

An der nächsten Lichtung gibt es neben einer Bank am Waldrand auch Eichen und Ahorn-Bäume, bevor es wieder in Fichtenwald reingeht.

Lichtung mit Totenbrettern

Auf den Totenbrettern wurden früher die (gestorbenene) Leute aufgebahrt. Dann wurden die Bretter im Freien aufgestellt oder an einen Baum genagelt und es hieß, wenn die Bretter kaputt sind, können die Seelen der Verstorbenen zur Ruhe kommen. So kenne ich das Ganze. Es gibt auch noch Variationen davon.

Jetzt wird es steiler und der Mischwald wird mehr. Auf dem Weg stehen viele diesjährige Buchenkeimlinge rum. Da muss ich vorsichtig gehen, damit ich sie nicht zertrete. Eine einzige Lärche (keine Lerche, wie der Baum einmal in der Deggendorfer Zeitung geschrieben worden ist) steht neben vielen anderen Bäumen rum. Ich betrete einen reichlich zugewachsenen Pfad mit üppiger Naturverjüngung.

Kurz vor dem Gipfel des Harlachberger Spitz

Was hier wohl passiert ist? Hat hier der Mensch eingegriffen, weil die Natur den Wald mit Sturm oder Borkenkäferberfall verändern wollte?  Hochgekippte Wurzelteller sehe ich keine, aber das kann daran liegen, dass die Naturverjüngung den Blick auf den Boden versperrt. Vielleicht wurde das Holz auch einfach zur Nutzung abgesägt. Ich weiß nicht, warum es so ist, wie es ist. Auf alle Fälle hat sich der Pionierbaum Birke breitgemacht. Birken sind eine der ersten Bäume, die sich nach der „Zerstörung“ des Waldbestandes ansiedeln. Vielleicht waren die Samen der Birke hier rumgelegen oder der Wind hat sie hergeblasen oder irgendwelche Tiere haben sie hergeschafft? Dieses Rätsel werde ich heute nicht mehr lösen. 

Ich frage mich, warum so viele Insekten summen und wo die wohl sind? Auf dem Boden sehe ich schließlich viele winzig blaue und gelbe Blumen auf denen sich allerlei Getier tummelt. Diese Miniblumen haben nur neben dem Pfad eine Chance zu wachsen. Nur hier ist wie an einem Waldrand genügend Licht und Wärme.

Klee

Himbeersträucher wachsen hier ebenfalls und grundsätzlich gerne an so einem baum-entleertem Platz und verdrängen dann andere Pflanzen. Selbst Baum-Nachwuchs tut sich in ihrer Gegenwart schwer. Aber es gibt auch noch tierische Bewohner im Wald, die sich hier sonnen. Wenn die Spinne nicht gelaufen wäre, hätte ich sie nicht gesehen. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie gut die Tiere getarnt sind.

Spinnen-Mimikri

Dann geht es pfadig um eine Felsgruppe um den Harlachberger Spitz rum.

Pfad um den Harlachberger Spitz

Links zweigt vor dem Wegweiser ein leicht zu übersehender Pfad zum Aussichtspunkt ab.

Im Hintergrund regnet es.

Dann kann man auf zwei verschiedenen Markierungen weiter gehen. Ich habe mich vorsichtshalber für die blaue 5 entschieden und konnte die grüne 4 nicht mehr ausprobieren (es sah nach Gewitter aus – da wollte ich vom Gipfel weg). Weiter unten lese ich dann, dass die andere Route steil sein soll. Das gehe ich das nächste Mal. Es geht nach unten nach Harlachberg runter, einem winzigen Ort mit Wiese, schöner, großer Linde, Kapelle und Teich.

Kapelle in Harlachberg neben Baustelle

Von nun an geht es immer irgendwie mehr oder weniger bergab. Beim Weitergehen habe ich meine Nase in die Brombeerblüten gesteckt, sie duften angenehm nach „Dessert“. Nach Vanille vielleicht? Jetzt hat man schöne Ausblicke. Ich wundere mich, dass links das Gelände so steil abfällt und auf der gegenüberliegenden Seite wieder hoch ansteigt. (Auf der Karte lese ich, dass das der Kronberg sein könnte). Es kommt noch besser. Beim Durchqueren eines Bauernhofes komme ich mir vor wie im Urlaub im Gebirge. Die steile Weise ist eingezäunt. Wahrscheinlich kann man sie nicht anders bewirtschaften, als sie abweiden zu lassen oder nur unter erschwerten Bedingungen händisch bearbeiten.

Wie steil das ist, sieht man auf dem Bild nicht.

Jetzt geht es auf Teer weiter. Am Wegrand finde ich die erste reife Walderdbeere und andere Blumen.

Ein Wolfsmilchgewächs

In Obersteinhaus kann man in der „Märchenalm“ einkehren. Wenn das anschließende schmale Sträßchen eine Sandstraße gewesen wäre, wäre sie gut gewesen. Kiefern, Zitterpappeln, Birken und Fichten wachsen bis an den Straßenrand und mich umgibt völlige Einsamkeit und Stille. Dann zweigt wieder ein Wegweiser nach rechts in einen bequemen, grasbewachsenen Waldpfad ab. Auf weichem Boden geht es flach dahin. Ich komme an die Kreuzung, die ich beim Hinweg schon gekreuzt habe.

Im Fichtenwald wechseln sich moosbedeckter Boden mit Heidelbeersträuchern als Bodenbewuchs ab. Bei der Kapelle „Maria am Stein“ habe ich vom Waldrand aus eine wunderbare Aussicht.

Blick von der Kapelle Maria a. Stein

Und es gibt mehrere Sitzgelegenheiten, um in zwei verschiedene Richtungen zu schauen. Wenig später erreiche ich den Ort Stein, den ich durchquere. Nach Stein führt der Wanderweg rechts weg, wenn man noch ein paar Meter weiter geht, kann man links unten in Weghof noch einmal einkehren. Ich aber verlasse die Straße wieder bei der Markierung, um über Wiesen in einen Wald einzutauchen, bloß, um dann da wieder rauszugehen. 

Der Pfad ist in der Mitte der Wiese kaum zu sehen.

Ein/e freundliche/r Bauer / Bäuerin hat mitten durch die Wiese ein Wegerecht eingeräumt (Danke schön!) – mit einem schönen Blick auf Böbrach.

Blick auf Böbrach

Zum Schluss locken noch einmal der rauschende Rothbach und die Teufelskralle. An einer Stelle sieht es aus, als ob es hier einen Seitenarm wie „Altwasser“ hätte. Wieder gehte ich teilweise sehr nah am Wasser durch Wald und an einer schönen Wiese mit Wiesenknöterich, Teufelskralle und anderen bunten Blumen vorbei.

Am Rothbach

Bunte Tiere waren auch zu sehen.

Zikaden

Die Wanze mit der interessanten Zeichung wollte partout nicht auf`s Bild.

Ich erreiche wieder die Kreuzung am Rothbach mit der Furt. Jetzt gehe ich auf bekanntem Weg zurück. Und auf dem Rückweg sehe ich noch dieses Fundstück, das aussieht, als ob sich darin ein Blattrollkäfer entwickeln würde. Ich habe das nicht geöffnet, um meine Theorie zu überprüfen.

Ein Blattrollkäfer?

Am Auto packe ich den Rucksack ins Auto und gehe in der Abendsonne noch zur Bergarbeiterkirche von 1459.

Bergarbeiteter-Kirche

Zu Hause habe ich im Duden Herkunftslexikon nachgelesen, wo das Wort „Furt“ herkommt: Es ist ein seeeehr, seeeeehr altes Wort. Seine Wurzel bedeuten „hinüberführen“. Der Flussname „Euphrat“ weist damit genauso auf die Überfahrmöglichkeit hin wie Frankfurt, Schweinfurt, Oxford usw.

Fazit: Diese Wanderung hat mir jetzt gut gefallen und ich werde sie bestimmt wieder gehen, diesmal früher als erst in hundert Jahren. Bis zum Gipfel überwiegt Wald, dann wechseln sich Ausblicke mit Wiesen und Wald ab. Der Asphalt-Anteil ist o.k.. Der Rest macht das wett. Das Einzige, bei dem Verbesserungsbedarf besteht, sind die Markierungen. Die fehlen teilweise völlig, insbesondere an Kreuzungen oder sind nur zu finden, wenn man den richtigen Weg schon gewählt hat und „von der Gegenrichtung“ kommt. Manchmal sind sie nur nach Sucherei zu finden. Die WegewartInnen üben also noch. Wenn man Karten lesen kann, ist das vorteilhaft.

Wegverlauf:

Karte: Fritsch Karten-Nr. 60 oder 117

Markierungen: Blaue 5 bis Obersteinhaus (Märchenalm), dann rote 2 / 9 und zum Schluss rote 3, dann wieder blaue 5 

Beschreibung: Parken bei Maisried. An der Straße zwischen Teisnach und Bodenmais auf Höhe vom oberen Ende von Böbrach steht rechts ein grünes Ortsschild „Maisried“. Kurz darauf zweigt eine Straße rechts ab und man erreicht ein Buswenderondell. Da habe ich mein Auto irgendwo abgestellt. Wenn man mit Blick auf die Kirche (Hinweisschild) steht, führt links davon die blaue 5 Richtung Harlachberg. Nach der Brücke rechts und dann links. Das ist ein bißchen seltsam beschildert. Die Wegweiser stehen dort, wo man zum Schluss der Runde rauskommt. Da also nicht reingehen, sondern sich links halten. (Man ist richtig, wenn man links von den Häusern geht). Und nun immer der blauen 5 bis zum Gipfel aufwärts folgen.

Am Harlachberger Spitz (Aussichtspunkt) entweder der der blauen 5 Richtung Bodenmais oder der grünen 4 in die gleiche Richtung folgen, bis man auf ein Funktionsgebäude trifft. Hier mit der blauen 5 rechts weiter. An der Kapelle vorbei und am Haus / Teich links vorbei nach unten. Durch ein Drehkreuz und auf der Teerstraße weiter. Nach dem Gasthaus „Märchenalm“ verliert sich die Beschilderung. Einfach geradeaus der Teerstraße noch einen knappen Kilometer folgen bis rechts die blaue 2 und 9 Richtung Böbrach weisen. An der nächsten (schon vom Herweg bekannten) Kreuzung halblinks mit der roten 2 und 9 Richtung Stein. Man geht halblinks, steigt leicht bergan und an einer entscheidenden Stelle sind die Markierungen wieder nur von der Gegenrichtung aus zu sehen. Der Weg geradeaus und halbrechts nach unten ist falsch. Deshalb hier links hinauf gehen.

An der Kapelle direkt neben der Mauer rechts im Wald am Waldrand auf der roten 2 bleiben. An der nächsten T-Kreuzung bei einer Forststraße rechts zwischen der Wiese zu den Häuser gehen. Die Gegenrichtung ist Auerkiel. Da nicht hin. Man erreicht Stein, geht durch Stein hindurch und am unteren Ortsende führen rechts die rote 2 und blaue 10 Richtung Böbrach. Nach ein paaar Metern sind an einer Abzweiung rechts Häuser. An der Abzweigung vor den Häusern ist wieder kein Wegweiser. An dieser Abzweigung auf dem geraden Weg zwischen den Wiesen zum gegenüberliegenden Wald gehen. Im Wald fehlen gleich wieder Wegweiser. Dem Weg geradeaus folgen, bis man (am Ende Wegweiser) eine nach unten leicht fallende Wiese betritt. Hier geradeaus über die Wiese an den Waldrand in der genauen Verlängerung des Weges, von dem man gerade gekommen ist. Am Waldrand sieht man den Pfad, dem man wieder durch den Wald folgt. Der Pfad führt immer noch bergab, bis man eine Asphalt-Straße erreicht.

Man geht auf der Straße wenige Meter nach rechts bis der nächste Weg (rote 3) wieder in den Wald hineinführt. Dann kommt im spitzen Winkel eine Abzweigung mit einer uralten Markierung. Dieser links folgen bis man wieder die vom Anfang bekannte Kreuzung erreicht. Zum Schluss auf dem bekannten Weg über die Brücke zurück.   

Länge: ca. 12 km

Gehdauer: 4 1/2 Std.

Höchster Punkt: Harlachberger Spitz mit 903 m

Niedrigster Punkt: Am Rothbach ca. 500 m

Böbrach – Wo es dazugehört: Gemeinde Böbrach, Landkreis Regen

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