Der Luchs ist tot!

Warum musste der Luchs sterben? Der Versuch, Antworten zu finden.

1846 wurde der letzte Luchs bei Zwiesel im Bayerischen Wald erschossen. Zwei Jahre später war er in ganz Deutschland ausgerottet. Seit einigen Jahrzehnten gibt es wieder Luchse im Bayerischen Wald. Die im Nationalpark umherstreifende Luchs-Katze „Tessa“ wurde 2012 vergiftet. Was aus ihrem Nachwuchs geworden ist, weiß man nicht. Illegale Eingriffe sind eine Gefahr für das Überleben der Luchse in unserer Region. Ich frage mich, wer tötet Luchse und warum?

Vielleicht ist es Angst vor dem unbekannten Wesen? Kürzlich hatte ich Besuch aus Konstanz. Mein Gast war der Meinung, dass Luchse gefährlich seien, angreifen würden. Der schäferhundgroße Luchs zählt zwar wie Löwe und Tiger zu den Raubkatzen, aber es gibt keine Beweise, dass er dem Menschen etwas tut. Einzig, wenn die Katze Junge hat und sie meint, dass man ihrem Nachwuchs etwas Böses will, dann verteidigt sie sie. Das ist wie bei allen anderen Tieren auch, so dass das kein Grund sein sollte, den Luchs zu vergiften.

Vielleicht ist es aber auch die Angst vor Nahrungskonkurrenz? Früher, als der Mensch noch auf Wild als Nahrungsquelle angewiesen war, um nicht zu verhungern, wurde der Luchs als Nahrungskonkurrent angesehen und deshalb erlegt. Heute hat der Mensch ein Überangebot an Lebensmitteln, so dass das kein Grund sein sollte, den Luchs zu vergiften.

Vielleicht ist es die Angst vor Übergriffen auf Weidetiere? Früher rodete der Mensch immer mehr Wald, um die Fläche landwirtschaftlich nutzen zu können. Der Wald selber wurde durch Waldweide und Holznutzung immer stärker vom Menschen vereinnahmt. Das Wild wurde dezimiert oder wie Rotwild gar ausgerottet. Dadurch wurde der Lebensraum des Luchses immer stärker zusammengestutzt. Er fand nicht mehr ausreichend Nahrung. Infolgedessen schnappte er sich Schafe, Ziegen oder andere Weidetiere, um zu überleben. Deshalb wurde er früher verfolgt. Heute gibt es gute Schutzmöglichkeiten vor Übergriffen auf Schafe und Damwild. Und sollte tatsächlich einmal ein Tier gerissen werden, so gibt es Schadensersatz, so dass das kein Grund sein sollte, den Luchs zu vergiften.

Vielleicht ist es die Angst vor Jagdkonkurrenz? Früher haben die Jäger den Luchs als Jagdkonkurrenten angesehen. Der ausgewachsene Luchs frisst neben Füchsen, Frischlingen, Hasen und Kleinsäugern wie Mäusen auch Rehe und Rotwild. Da sind viele jagdbare Tiere dabei. Deshalb wurde der Luchs bejagt. Die Menge, die der Luchs braucht? Ein Reh pro Woche. Es ist unwahrscheinlich, dass die Rehe durch den Luchs vom Aussterben bedroht sind. Im Gegenteil: Heute spricht man von Wildverbiss durch Reh und Hirsch, so dass man eigentlich froh sein müsste, wenn sich der Luchs das eine oder andere Tier holt, so dass das kein Grund sein sollte, den Luchs zu vergiften.

Vielleicht ist es die Angst der Jäger, dass Wild nicht mehr so leicht jagen zu können? An den Plätzen, an denen der Luchs auf Beutefang geht, vertreibt er Reh und Hirsch. Die wissen genau, dass ihnen an dieser Stelle Gefahr droht und ziehen dann weiter. Wenn Reh und Rotwild weiterziehen, ist das gut für die Naturverjüngung. Tannen können dann ungestört wachsen, ohne ständig angeknabbert zu werden. Der Luchs ist also gut für den Wald, so dass das ein Grund sein sollte, den Luchs leben zu lassen! Es lebe der Luchs!

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